Ist dieses Schnittmuster jetzt mit oder ohne Nahtzugabe? Das solltest du unbedingt klären, bevor du mit dem Zuschnitt beginnst. Oft steht es direkt auf den Schnittteilen drauf, manchmal aber auch etwas versteckt in der Anleitung. Die Angabe zur Nahtzugabe ist eine der wichtigsten Informationen, die du vorm Zuschnitt und vorm Nähen benötigst. Wir zeigen dir, mit welchen Hilfsmitteln du die Nahtzugabe dann auf den Stoff übertragen kannst. Tipp 1: Nahtzugabe verstehenZwei Stücke Stoff lassen sich nicht direkt am Rand zusammennähen, sondern brauchen etwas überstehenden Stoff neben der Naht. Der überstehende Stoff heißt Nahtzugabe. Wird manchmal abgekürzt zu NZG. Diese Nahtuzgabe ist der Abstand von der späteren Naht zur Stoffkante. Auf dem Bild rechts kann man es erahnen. :-) Die Nahtzugabe sorgt nicht nur dafür, dass der Nähfuß schön über den Stoff gleitet, sondern auch dafür, dass die Naht später hält. Und: Beim Nähen und beim Zuschneiden musst du wissen, ob dein Schnitt bereits Nahtzugabe enthält, und wenn ja, wieviel. Beim Nähen hilft dir die Nähmaschine, die richtige Nahtzugabe einzuhalten. Dafür sind rechts vom Nähfüßchen zur Orientierung ein paar Linien aufgedruckt oder eingraviert, die dir zeigen, wo die Stoffkante entlangfahren soll, damit die Nadel genau auf der Nahtlinie näht. An dieser Linie führst du den Stoff also beim Nähen entlang. Dann triffst du mit der Nadel genau die Nahtlinie Manch einer klebt sich an dieser Linie ein bißchen Klebeband oder Washi-Tape auf die Maschine, um der Linie exakter folgen zu können. Bei mir selbst habe ich beobachtet, dass mein Blick beim Nähen immer auf die Linie an der Nähmaschine und die Stoffkante gerichtet ist, und zwar etwa 1 cm bevor die Nadel einsticht. Ich schaue also nicht auf die Nadel, sondern eher etwas davor auf die Stoffkante. Die Nahtzugabe ist aber nicht erst beim Nähen wichtig, sondern schon beim Zuschnitt. Stell es dir in etwa so vor: An jedem Schnittteil gibt es außen zwei (gedachte) Linien. Eine Linie ganz außen, an der du entlangschneidest, und eine Linie etwas weiter innen, an der du später entlangnähen wirst. Hier links siehst du mal prototypisch beide Linien im Schnittteil eingezeichnet. Leider sind bei den meisten Schnittmustern nicht diese beiden Linien eingezeichnet, sondern nur eine von beiden. Bei Schnittmustern mit Nahtzugabe ist die äußere Linie, die Schnittlinie, eingezeichnet. Bei Schnittmustern ohne Nahtzugabe ist die innere Linie, also die Nahtlinie, eingezeichnet. Deswegen solltest du vorm Zuschneiden schon checken, ob die Nahtzugabe im Schnittmuster enthalten ist oder nicht. Schnittmuster MIT NahtzugabeEs gibt zwei Arten von Schnittmustern: Solche, die schon eine Nahtzugabe enthalten, und solche ohne Nahtzugabe. So sieht ein typischer Hinweis auf bereits enthaltene Nahtzugabe aus: Bei diesem Butterick-Schnittmuster sind schon 1,5 cm Nahtzugabe dabei. Das heißt: Die abgebildete Linie ist die Schnittlinie; an dieser kannst du direkt schneiden. Später beim Nähen wirst du dann 1,5 cm von dieser Kante entfernt nähen. Schnittmuster können mit 1,5 cm, 1 cm, 0,7 cm, manchmal auch 0,75 cm Nahtzugabe ausgestattet sein. Der Vorteil einer 0,7 bzw. 0,75 cm Nahtzugabe ist, dass sie genau "füßchenbreit" ist. Das bedeutet: Die Kante des Stoffes liegt beim Nähen genau an der Kante des Nähfüßchens. Aber Vorsicht: "Füßchenbreit" stimmt nicht immer - dazu unten mehr. Schnittmuster OHNE NahtzugabeWenn in deinem Schnittmuster keine Nahtzugabe enthalten ist, musst du die Nahtzugabe um das Schnittteil herum hinzufügen. Die Linie, die du auf dem Schnittmuster siehst, ist also die Nahtlinie. An dieser darf man auf keinen Fall direkt entlangschneiden, dann wird alles zu klein! Vor dem Ausschneiden muss die Nahtzugabe hier mit auf den Stoff kopiert werden. Wie das geht, folgt jetzt: Tipp 2 : Hilfsmittel zum Übertragen der NahtzugabeDie Nahtzugabe kann auf verschiedene Arten zugegeben werden. Hier die wichtigsten:
Tipp 3: Wieviel Nahtzugabe?
Was du bei Schnittmustern ohne Nahtzugabe beachten musst: Es gibt oft Kleinteile (Belege, Besätze, Einfassstreifen, und so weiter), bei denen die Nahtzugabe dann doch schon drin ist. Da musst du wirklich aufpassen, denn deine eigene Nahtzugabe sollte dieselbe sein wie diese quasi-vorgegebene Nahtzugabe. Beispiel: Ein Schnittmuster ohne Nahtzugabe hat einen Beleg für den Halsausschnitt. Dort ist eine Nahtzugabe von von 1 cm mit drin. Dann solltest du am besten alle anderen Schnittteile auch mit 1 cm Nahtzugabe zuschneiden. Dann kannst du nämlich einfach Beleg und Vorderteil rechts auf rechts aufeinanderlegen und zusammennähen. Schneidest du aber das Vorderteil nur mit 0,7 cm Nahtzugabe zu und legst dann den Beleg dort dran, passen die Nahtlinien nicht aufeinander. Tipp 4: Unterschied Saumzugabe und NahtzugabeAm Saum, also unten, wo das Kleidungsstück enden soll, brauchst du meistens mehr Zugabe als an den Nähten. Das ist die Saumzugabe. Sie wird eingeschlagen und festgesteppt, bei Webstoffen mit einer geraden Naht, bei Jersey mit einer elastischen Naht (z.B. ein Zick-Zack-Stich oder ein leicht gebogener Stich), mit der Zwillingsnadel (das ergibt auch einen elastischen Stich), einem Blindstich, oder einem Coverstich. Dafür benötigst du aber mehr Stoff als nur die "normale Nahtzugabe", nämlich meist 3 bis 5 cm. So kannst du die Saumzugabe doppelt einschlagen, das sieht ordentlicher aus, und der Saum fällt besser, wenn dort etwas mehr Gewicht ist. Für das Anzeichnen und Nähen bedeutet das: Bei Schnittmustern, die schon Zugaben enthalten, musst du dich vorher informieren, wie viel Saumzugabe dort drin ist. Bei allen anderen schau am besten, was empfohlen wird, und schau auch genau, wo der Saum ist. Das ist bei einem T-Shirt recht offensichtlich - am Vorderteil und Rückteil jeweils ganz unten. Mir ist es aber mal bei einem Rock passiert, dass ich zwar am Vorder- und Rückteil die richtige Saumzugabe drin hatte, dieselbe aber an einem schrägen Teil, das noch vorn dran war, vergessen hatte. Doof. Tipp 5: Füßchenbreit und los? Vorsicht, Ausnahmen!Alles könnte so einfach sein. Nahtzugabe in Füßchenbreite wählen, und zack, Stoffkante trifft Füßchenkante und rrrrrrrrrrrr, summt die Maschine los. Das ist in den meisten Fällen auch überhaupt kein Problem - solange du mit gerader Näht und normalem Fuß nähst. Sobald du jedoch die Nadelposition verstellst, einen anderen Stich (z.B. einen breiten Zickzackstich) wählst oder einen schmaleren Nähfuß benutzt, kannst du dich nicht mehr einfach an der Füßchenbreite orientieren Stattdessen solltest du schauen: Wo sticht die Nadel in den Stoff, wenn sie am weitesten von der Schnittlinie (also der Stoffkante) einsticht? Diese Position sollte sich genau im Nahtzugabenabstand von der Stoffkante befinden. Tipp 6: Nahtzugabe vergessen - was nun?Versuche doch zuerst mal, das Teil zu retten. Manchmal geht das überraschend gut! Hefte die Schnittteile so knapp wie möglich zusammen. Probiere es an und schau, ob es vielleicht geht, bei Jersey kann das manchmal funktionieren, oder wenn ein Teil ohnehin etwas weiter geschnitten ist. Sollte es passen, dann steppe die eben geheftete Naht jetzt ordentlich. Unter Umständen hilft es auch, das Teil dort zu verändern, wo es definitiv zu knapp ist. Vielleicht wird aus der Langarmbluse eine Bluse ohne Ärmel? Aus dem Midirock ein etwas küzerer Rock, der nicht ganz so hüftig sitzt? Manchmal hat man Glück. Wenn es nichts wird, dann hilft nur verschenken oder wegwerfen. Und damit so etwas nicht öfter passiert: Denk dran, dass die Nahtzugabe eine der wichtigsten Informationen eines Schnittmusters ist. Auch wenn du etwas schon ein paar mal genäht hast - lieber einmal mehr nachschauen als einmal zu wenig. Tipp 7: Nahtzugabe in PattarinaIn unserer Schnittmuster-App Pattarina zeigen wir die Schnittmuster erstmal einfach so, wie sie vom Designer kommen. Sind sie mit Nahtzugabe, dann werden sie mit Nahtzugabe angezeigt, sind sie ohne, dann eben ohne.
Das ist aber nicht superbequem - lieber wäre es uns, die Teile mit Nahtzugabe anzeigen zu können. Und noch besser wäre es, wenn man die eigene Lieblingsnahtzugabe einstellen könnte. Genau das haben wir uns vorgenommen - eine flexibel zuschaltbare Nahtzugabe. Wir hoffen, diese Funktion recht bald in der App anbieten zu können.
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AutorNora Baum, CEO von Pattarina und begeisterte Hobbynäherin. Archiv
October 2020
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Wir sind ebenso froh über die Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen des Bundesmodellvorhabens „Unternehmen Revier“ sowie über die Förderung im Rahmen des ESF für einen Werkstudierenden.
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Dr. Nora Baum/Markus Uhlig
Petersilienstr. 29
03044 Cottbus
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